Die Resozialisierung von StraftäterInnen ist ein schwieriges Unterfangen. Im Durchschnitt werden in Deutschland 50, in Österreich rund 40 Prozent der StraftäterInnen wieder rückfällig. Deshalb gibt es immer wieder verschiedene Initiativen, welche sich jenen Menschen annehmen, die kurz davor sind, ihre Strafe verbüßt zu haben. Eine besondere ist dabei die gemeinnützige Leonhard GmbH, über die Marinela Potor auf BASICthinking ausführlich berichtet hat.
Leonhard von Limoges
war ein fränkischer Adelssohn und wird von der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Er ist u.a. der Schutzpatron für die Gefangenen.
Sie bietet nämlich das einzige Programm in Europa an, in welchem Strafgefangene einen offiziellen Hochschulabschluss erwerben können. 2009 las Bernward Jopen, der Gründer von Leonhard GmbH von einem „Prison Entrepreneurship Program“ in Texas. Er sah es sich dort an, und wollte das Konzept auch in Deutschland umsetzen. Unterstützt wurde er dabei von Anfang an von seiner Tochter Maren. In der Justizvollzugsanstalt Stadelheim startete schließlich bereits 2011 das Pilotprojekt.
Ein Kurs dauert insgesamt 20 Wochen und ist, wie Maren erklärt, sozusagen ein Mini-BWl-Studium. Finanziert wird das Programm zu 80 Prozent von der Agentur für Arbeit, für den Rest sammelt Leonhard Spenden. Durchschnittlich 15 bis 18 Gefangene nehmen daran jedes Mal teil, Kurse beginnen zwei Mal im Jahr. Die Teilnehmer sind zwischen 20 und 65. Die Teilnehmer verbüßen eine Haftstrafe z.B. wegen schwerer Körperverletzung, Drogendelikten oder Betrug.
Nach Abschluss des Kurses und nach der Entlassung begleiten die MentorInnen des Programm die Teilnehmer auch noch ein Jahr lang auf den ersten Schritten – sie unterstützen sie z.B. bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Durchschnittlich gut 60 % finden nach etwa einem Monat einen Job oder beginnen ein Studium, rund 30 % gründen sogar ein eigenes Unternehmen. Aber auch hier gibt es eine Rückfallquote – 11 % der Teilnehmer wurden rückfällig, deutlich geringer also als die bundesweite Rückfallquote von 50 %.
Dieses (zwei Jahre alte) Video zeigt, warum dieses Programm offenbar so gut funktioniert:
Weiterführende Links und Quellen:
- Vom Knast zum Start-up: Wie Gefangene zu Unternehmern werden auf basicthinking.de
- Gründen hinter Gittern auf spiegel.de
- Website von Leonhard – Unternehmertum für Gefangene
Bildquelle: CC0 Public Domain, Pavlofox, Pixabay
Tolles Projekt! Danke fürs Vorstellen.
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