Das Heinrich-Pette-Institut/Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) in Hamburg beschäftigt sich wie viele Forschungseinrichtung mit der Behandlung und in weiterer Folge mit der Eliminierung des HI-Virus. Joachim Hauber leitet seit 2002 die Abteilung Zellbiologie und Virologie an diesem Institut und konnte bereits 2007 mit eine Forschungsgruppe (bestehend aus seiner Ehefrau Ilona Hauber vom HPI und Indrani Sarkar und Frank Buchholz vom Max-Plank-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik) einen Durchbruch bei der Aidsforschung vermelden. Damals gelang es, die HI-Virus-DNA aus dem Genom (also dem Erbgut) einer infizierten Zelle zu entfernen – dies gelang damals erstmals in-vitro, also außerhalb eines Organismus, in einem Glas.
Er erklärt, warum eine Heilung bislang unmöglich ist, neue experimentelle Methoden aber Hoffnung geben:
„Die stabile Integration der Virus-Gene in das Erbgut der Wirtszelle macht bisher die Heilung der HIV-Infektion unmöglich. Seit einiger Zeit deuten jedoch neuartige experimentelle Methoden zur Modifizierung der Erbsubstanz – Stichwort „Genome Editing“ – erstmals Möglichkeiten an, die integrierten HIV-Gene wieder aus dem Erbgut der infizierten Wirtszelle auszuschneiden. Dadurch kann die HIV-Infektion zumindest auf Ebene der Zelle wieder rückgängig gemacht werden. (idw-online.de)
2016 veröffentlichten das Forschungsteam rund um Buchholz und Hauber eine Studie im Fachmagazin „Nature Biotechnology“, in der sie von ersten Erfolgen sprechen. Auf spiegel.de wird sehr verständlich erklärt, wie dieses veränderte Enzym im Körper von infizierten Personen arbeitet: Das Enzym erkennt dann spezifisch bestimmte Erbgut-Abschnitte, schneidet dort ein Stück DNA heraus und fügt die Enden wieder zusammen. „Rekombinase“ nennen die Forscher diesen Typ Enzym. Ihnen gelang es, dass dieses Enzym einen großen Anteil der sehr wandelbaren HI-Viren erkennt, den Rest des menschlichen Erbguts aber nicht angreift. Hauber betont aber, dass nicht alle Virenauf die Rekombinase ansprechen – jedoch auf den größten Teil: 90 Prozent aller bekannten HIV-Varianten könnten damit entfernt werden.
Zusammengefasst: Forscher aus Dresden und Hamburg haben eine Enzym-Schere entwickelt, die das Erbgut von HI-Viren aus infizierten Zellen wieder entfernen kann. Bislang waren die Versuche in Zellkulturen und Tierversuchen erfolgreich, Studien mit Patienten stehen noch aus. Sollte die DNA-Schere auch beim Menschen funktionieren, wäre das ein revolutionärer Schritt: die erste Möglichkeit, Menschen von einer HIV-Infektion zu heilen. (spiegel.de)
Von 22. bis 25. März 2017 fand die 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie e.V. (GfV) in Marburg auf dem Programm – diese neue Gentherapie gegen HIV-Infektionen war dabei das große Thema.
Weiterführende Links und Quellen:
- Pressemitteilung Neue Gentherapie gegen HIV-Infektionen: Spezielles Enzym entfernt HIV-Gene aus infizierten Zelle auf idw-online.de
- Gentherapie: „HIV-Infektion auf Zellebene rückgängig machen“ auf derStandard.at
- Erstmals gibt es Hoffnung auf Heilung auf spiegel.de
- Artikel HIV-1 Proviral DNA Excision Using an Evolved Recombinase im Wissenschaftsmagazin Science (2007)
- Artikel Directed evolution of a recombinase that excises the provirus of most HIV-1 primary isolates with high specificity im Wissenschaftsmagazin Nature Biotechnology (2016)
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