Wie muss es sich anfühlen, wenn im ganzen Land dein eigener Vorname als Synonym für Kondome eingesetzt wird? Für Mechai Viravaidya ist es die größte Ehre: Seit 1974 beschäftigt sich der Thailänder damit, seinen Landsleuten hinsichtlich Familienplanung, Armutsreduktion und Entwicklungs- und Umweltprogrammen fundierte Unterstützung zu schaffen. Begonnen hat alles mit Kondomen.
Zu der Zeit bekam die durchschnittliche thailändische Frau sieben Kinder – die Bevölkerung wuchs um 3,3 Prozent. Dadurch wurden bereits vorhandene Engpässe noch verstärkt, die Armut wurde immer größer. Aber während z.B. in China mit der Ein-Kind-Politik das Bevölkerungswachstum „von oben“ gebremst werden sollte, war Viravaidyas Ansatz ein völlig anderer: Er hat die Verhütungsmethoden wie die Pille oder Kondome für viele erstmals zugänglich gemacht. So konnten diese Produkte z.B. beim Frisör, an Tankstellen oder in kleinen lokalen Geschäften gekauft werden.
Aber die reine Zugänglichkeit hat das Problem noch nicht gelöst: Die Menschen mussten auch verstehen, wovor diese Verhütungsmethoden schützen können. Das gelang Viravaidya vor allem mit Humor. Als in den 80er Jahren HIV/Aids ein Thema wurde und sich in Thailand sehr rasch verbreitete, fühlte sich Viravaidya auch hier wieder berufen, dem ganzen Land zu helfen. Dabei wurde bei SexarbeiterInnen angesetzt. Das Programm nennt sich „100 % condom program“ („no condom, no sex“) und versorgte diese Menschen mit allen notwendigen Kondomen. Und es ging auch weiter: Kondome waren nämlich plötzlich überall. So gaben auch z.B. PolizistInnen an Kreuzungen Kondome an AutofahrerInnen aus.
Die durchschnittliche thailändische Frau bekommt heute 1,5 Kinder. Das Bevölkerungswachstum Thailands ist auf 0,5 % gesunken. Laut dem „Department of Disease Control“ sank zwei Monate nach Start des „100 % condom program“ die Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten in der damaligen Testprovinz von 13 % auf unter 1 %. Innerhalb von drei Jahren nach Start des Programms stieg die Zahl der SexarbeiterInnen, die ein Kondom benutzen von 25 % auf über 90 %. Ebenso sank die Zahl der HIV Infektionen von 143.000 im Jahr 1991 auf 14.000 im Jahr 2001. Das Programm war schließlich so erfolgreich, dass ähnliche Kampagnen auch in Nachbarländern wie Kambodscha, China, Laos, Myanmar, den Philippinen und Vietnam gestartet wurden.
Im Podcast der BBC wird zwar erklärt, dass natürlich nicht Mechai Viravaidya allein die sexuelle Revolution (hinsichtlich der Verhütung) gestartet und so erfolgreich durchgezogen hat. Er war aber ein bestimmender Faktor und zeigt in seinen Interviews und Vorträgen auch auf, wie wichtig es ist, über ein solches Tabuthema mit Humor zu sprechen.
Weiterführende Links und Quellen:
- Podcast „Thailand’s condom king“ auf bbc.co.uk
- Video „Here’s why they call him Mr Condom“ auf bbc.com
- Der thailändische König der Kondome: Mr. Condom und sein Restaurant Cabbage & Condoms auf funkloch.me
- Thailand’s new condom crusade auf who.int
- Thailand’s 100% Condom Program – A Paradigm for Prevention auf verywell.com
- Auf Deutsch übersetztes Transkript seines TED-Vortrages
Bildquelle: CC0 Public Domain, Anqa, Pixabay