Die am 25. März 1957 unterzeichneten Römischen Verträge waren nicht nur der Startschuss für jenen innereuropäischen Zusammenschluss, den wir als Europäische Union kennen. Gleichzeitig wurde nämlich auch der Europäische Sozialfonds (kurz: ESF) gegründet – seit sechzig Jahren gilt es als das wichtigste Finanzinstrument für Sozialpolitik und Investitionen in Menschen.
So möchte man mit dem Fonds Maßnahmen fördern, die Arbeitslosigkeit vermeiden oder bekämpfen, die das Ausbildungsangebot erweitern und „eine verbesserte Funktionsweise des Arbeitsmarktes“ ermöglichen. Die Förderzyklen umfassen sieben Jahre – aktuell befinden wir uns um 8. Zyklus, der 2020 endet.
Der Budgetumfang der ersten Funktionsperiode (von 1958/1961 bis 1972) umfasste ungefähr 420 Millionen – in der aktuellen Funktionsperiode (von 2014 bis 2020) beläuft es sich auf rund 83 Milliarden Euro. Gemeinsam mit der Jugendbeschäftigungsinitiative sind das rund 8,5 % des gesamten EU-Budgets. Die ESF-Projekte werden einerseits von der Europäischen Union, andererseits von den Nationalstaaten finanziert – so kommt man insgesamt auf Investitionen von rund 120 Milliarden Euro.
Laut der deutschen Website des Europäischen Sozialfonds profitieren pro Jahr rund 15 Millionen Menschen von den Investitionen in den Arbeitsmarkt und der Bekämpfung bzw. Vermeidung der Arbeitslosigkeit:
Natürlich kann der ESF nicht mit den Finger schnipsen und damit Arbeitsplätze entstehen lassen. Auf der Website der Europäischen Kommission wird es so erklärt:
Der ESF ist keine Arbeitsvermittlung und schreibt daher auch keine Stellen aus. Vielmehr fördert er EU-weit Zehntausende von lokalen, regionalen und einzelstaatlichen Beschäftigungsprojekten – von Kleinprojekten, die von Wohltätigkeitsorganisationen vor Ort durchgeführt werden und zum Beispiel der Unterstützung behinderter Menschen bei der Suche nach angemessener Arbeit dienen, bis hin zu landesweiten Projekten zur Förderung der Berufsbildung. (ec.europa.eu)
In diesem kurzen Video (nicht vom Zeichentrickstil abschrecken lassen) wird zusätzlich in aller Kürze erklärt, wie das Geld europaweit investiert wird:
Weiterführende Links und Quellen:
- Happy Birthday ESF – 60 Jahre Römische Verträge auf esf.at
- Der achte Europäische Sozialfonds (2014-2020) auf esf.de
- ESF budget by country: 2014-2020 auf ec.europa.eu
- Was ist der ESF? auf ec.europa.eu
- ESF in Österreich auf esf.at
Bildquelle: CC0 Public Domain, dmnkltnr, Pixabay
Transparenz: Auf das Thema wurde ich aufmerksam, als mich die Kommunikationsbeauftragte für den Europäischen Sozialfonds in Österreich per Mail kontaktierte. Da ich selber bislang nur weniger über den Fonds gewusst habe – und auch nicht, in welchem Umfang hier in Europa investiert wird, war es meine Entscheidung, nun darüber zu berichten. (Vor allem auch, weil die Frittierweise von Pommes oder die Giftigkeit in Porzellanfarbe Dutzende Nachrichtenbeiträge bekommen, der ESF hingegen nicht.)
Update: 8. September 2017, 13.38 Uhr – Absatz gelöscht, in dem ich fälschlicherweise erkläre, dass Österreich bereits 1957 vom ESF profitierte. Tatsächlich (und logischerweise) erhält Österreich erst seit dem Beitrag 1995 Geld aus dem ESF.