Die Anzahl der HIV-Neudiagnosen bei schwulen Männern in London ist innerhalb von 12 Monaten um 40 Prozent, in ganz England um ein Drittel gesunken. Der Grund dafür ist Greg Owen und sein Einsatz für PrEP (Präexpositionsprophylaxe), also Medikamente, die bei täglicher Einnahme vor einer möglichen HIV-Infektion schützen sollen.

In einem langen Beitrag im britischen Buzzfeed erzählt Journalist Patrick Strudwick wie Owen dies gelang. Der junge Mann hatte selbst Angst davor, sich mit dem HI-Virus zu infizieren und wollte 2015 mit PrEP starten, was er auch in einem Facebook-Posting verlautbarte. Am Tag darauf wollte er noch einen Doppelcheck (Blut und Urin) durchführen lassen – doch die Nachricht, die er dort erhielt, war unerwartet: Er hatte sich bereits infiziert. Er war HIV-positiv. Als er auch das veröffentlichte er auf Facebook, bekam unglaublichen Zuspruch, Unterstützung, aber, wegen seinem vorhergegangenen Posting auch zahlreiche Fragen zu PrEP.

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Das Logo von Owens Website für PrEP-Medikamenten

Das brachte ihn dazu, sich zu fragen, wie man PrEP mehr und mehr verbreiten kann: Denn die Behandlung wurde von der britischen National Health Service (NHS) nicht bezahlt; wollte man es sich privat verschreiben lassen, hätte das pro Monat 500 Pfund (587,52 Euro) gekostet. Owens Idee, ein Generikum des Medikaments aus dem Ausland zu importieren und es auf einer eigenen Website anzubieten, war schließlich der Schlüssel zum Erfolg. Was jetzt ein bisschen dubios klingt, war mit Ärzten besprochen und die angebotenen Generika waren natürlich bereits zahlreichen Tests unterzogen. Die Kosten beliefen sich für eine Monatsration an Medikamenten auf rund 50 Pfund (58,75 Euro).

Vor allem auch, weil es 2016 erst daran scheiterte, dass die NHS begann, die Kosten für das Medikament zu übernehmen, um es schließlich im November doch noch zuzulassen, brachte viel Aufmerksamkeit auf PrEP und Owens Website. Zehntausende Menschen pro Monat informierten sich über die Medikamente und bestellten die Generikas. Deshalb ist er auch der wichtigste Part, der für den Rückgang in England zuständig ist, wie Professor Sheena McCormack, eine der angesehensten HIV-Ärztinnen, erklärt:

“She said, ‘It’s all very well us doing this – professors, doctors, researchers – but you did something that none of us could have done. You convinced people that they would want to use PrEP because you showed them how easy it was. And then you implemented support for them and then made it easy for them to buy it. None of us could have done that because none of us are you.’”

Reich geworden ist Owen damit nicht: Mit der Website verdient er selber nichts. Und musste deshalb in den vergangenen Monaten noch regelmäßig auf den Couches von Freunden und Familie schlafen und sich irgendwie durchschlagen. Dafür kann er sagen, dass er zu einem immensen Teil zuständig für einen der größten Rückgange an Neuinfektionen in England in den über 35 Jahren seit der Entdeckung des HI-Virus.


Weiterführende Links und Quellen:

Bildquelle: CC 2.0 BY SA, torbakhopper, a glorious pride parade summer day, scott richard, Flickr

Ein Kommentar zu „#59 Wie ein junger Mann HIV-Neuinfektionen in England zurückdrängte

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