Bis 1800 wurden weniger als 10 Prozent aller Produkte im weltweiten Markt gehandelt – heute sind es rund 60 Prozent.

world-trade-exports-constant-prices
Der Wert der globalen Exporte / 1913 = 100 (CC BY SA 4.0, Max Roser / Our World in Data)

Esteban Ortiz-Ospina schreibt auf ourworldindata.org:

„In just a few generations, globalization completely changed the world economy.“

Die Frage ist jedoch, ob diese Veränderung in der Weltwirtschaft auch zu einer Verbesserung der Lebensumstände der Bevölkerung geführt hat.

Raus aus der extremen Armut

Im Jahr 1820 lebten rund 1,08 Milliarden Menschen auf dieser Welt – nur rund 60 Millionen (5,6 %) gehörten dabei zur Elite, der überwiegende Rest (rund 1,02 Milliarden, 94,4 %) lebte in extremer Armut. Innerhalb der kommenden 100 Jahre hat sich die Weltbevölkerung versiebenfacht: obwohl also sieben Mal mehr Menschen auf dieser Erde leben, hat sich die Zahl jener, die in extremer Armut leben in absoluten Zahlen verringert. Heute sind es rund 750 Millionen bzw. 9,6 %. Die deutliche Mehrheit, 90,4 % oder rund 6,6 Milliarden Menschen, leben heute im „grünen Bereich“, wie die folgende Grafik zeigt:

world-population-in-extreme-poverty-absolute
Die in extremer Armut lebende Weltbevölkerung, 1820-2015 (Extreme Armut wird definiert als ein Leben bei einem Verbrauchs- oder Einkommensniveau von unter 1,90 internationalen Dollar pro Tag) (CC BY SA 4.0, Max Roser / Our World in Data)

Für Ortiz-Ospina ist klar, dass der Prozess der Globalisierung und des damit verbundenen Wachstums der Weltwirtschaft deutlich dazu beigetragen hat, die extreme Armut zu bekämpfen. Er erklärt zwar, dass dieses Wachstum der Weltwirtschaft und die Verringerung der Armut kein Beweis für eine kausale Beziehung sind – aber es soll eindeutig mehr sein als eine zufällige Korrelation: Handel führt dazu, dass die Durchschnittseinkommen steigen. Dabei steigen im Durchschnitt die Einkommen der Ärmsten während der letzten vier Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts eins zu eins mit den durchschnittlichen Nationaleinkommen.

Gleichzeitig wuchs aber auch die globale Einkommensungleichheit. Das vor allem im Zeitraum zwischen 1800 und 1975, weil dabei Länder, die früher die Industrialisierung erlebten, auch viel früher massiv gewachsen sind. Bei der Berechnung fürs Jahr 2015 haben aber viele der früheren „Verlierer“ bereits wieder aufgeholt.

Noch stärkere Globalisierung?

Ortiz-Ospina stellt sich abschließend auch die Frage, ob eine Hyper-Globalisierung (komplett freier Handel ohne öffentliche Handhabe und Regulierung)  schließlich die Lösung für alle Probleme sei. Seine Antwort ist: Nein. Die Globalisierung hätte nicht in dieser Form funktioniert, wenn Regierungen nicht gleichzeitig mehr und mehr begonnen hätten, Ressourcen neu zu verteilen – z.B. durch den Aufbau eines Sozialstaats.

social-spending-oecd-longrun
Öffentliche Sozialausgaben in OECD-Ländern (in % des BIP) (CC BY SA 4.0, Max Roser / Our World in Data)

Aber für Ortiz-Ospina steht fest: Hyper-Globalisierung ist der falsche Weg. Hyper-Protektionismus (wie er von einigen Politikern gefordert und betrieben wird) jedoch auch. Vielmehr sieht er die Zukunft der Globalisierung im weiteren Aufbau eines sozialen Sicherheitsnetzes.

Policies aimed at liberalizing trade, and policies aimed at providing social safety nets, are often advocated by different groups, and it is common for these groups to argue that they are in conflict. But both economic theory and the empirical evidence from the successful fight against extreme poverty suggests this is a mistake: globalization and social policy should be treated as complements rather than substitutes.


Weiterführende Links und Quellen:

Bildquelle: CC0 Public Domain, gabrielbeutlerPixabayCC BY SA 4.0, Max Roser / Our World in Data

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..